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Corona trifft die Stahlschrottbranche
Unser Alltag wird nahezu ausschließlich vom Thema Corona beherrscht. Wir beschäftigen uns mehr mit den aktuellen Ereignissen wie Rechtsverordnungen, Schutz- und Hygienemaßnahmen, als mit dem tatsächlichen Tagesgeschäft, welches aufgrund von Kurzarbeit in vielen Produktionsbetrieben sowieso stark zurückgegangen ist.
Seit Ende März ist das Stahlschrott- und Metallaufkommen in vielen Industrieunternehmen um 20 % bis 60 % zurückgegangen. Die Werksschließungen der großen Automobilhersteller führten auch zu Betriebsschließungen in der Automobilzuliefererindustrie. Auch nach den Osterfeiertagen ist noch keine Änderung in Sicht. Das Schrott- und Metallaufkommen ist und bleibt auf niedrigem Niveau. Sammeltätigkeiten bleiben aus, Abbruch- und Demontagearbeiten wurden zurückgestellt. Auf der Abnehmerseite haben wir eine ähnliche Situation. In Italien kam es aufgrund von Corona zu Werksschließungen, aber auch in Deutschland, Frankreich, Luxemburg und der Schweiz wurden Produktionskürzungen vorgenommen. Die Kreislaufwirtschaft ist ins Stocken geraten.
Die Preisverhandlungen zogen sich bis weit in die zweite Monatshälfte April hinaus. Preisabschläge von minus € 50,00/t standen Anfang des Monats noch im Raum. In Anbetracht des schwachen Schrottaufkommens über alle Sorten hinweg stand die Branche keineswegs unter Druck überhaupt Abschlüsse zu tätigen. Mit der Öffnung der Werke in Italien stieg auch die Nachfrage im süddeutschen Raum wieder an. Abschlüsse der türkischen Werke mit gestiegenen Preisen beflügelten die Handelsaktivitäten und die Preisentwicklung gleichermaßen. Letztendlich konnten Abschlüsse mit Preisabschlägen zwischen € 15,00/t und € 25,00/t getätigt werden, wobei die tatsächlichen Erzielungspreise der Werke durchaus voneinander abweichen können, da die Basispreise im Monat März ebenfalls unterschiedlich waren.
Metalle
Das Thema Corona und seine Auswirkungen auf die globale Wirtschaft an den NE-Metallmärkten war auch im Monat April deutlich spürbar und wird uns auch in den nächsten Wochen begleiten. Sinkende Fallzahlen bei den Neuansteckungen haben dazu geführt, dass es in China, den USA und Europa zu ersten Lockerungsmaßnahmen gekommen ist und die Produktion in den Unternehmen wieder hochgefahren werden konnte. Die Börse reagierte sofort und steigende Notierungen waren bei allen börsennotierten Metallen die Folge.
Legierter Schrott
Seit Ende März stellen wir einen leichten Aufwärtstrend der Nickel Notierung an der LME fest. Von dem Tiefstand am 23. März 2020 bei rund US$ 10.900,00/t, erholte sich der Nickelkurs auf ein Niveau von US$ 12.150,00/t. Die Nachfrage der Edelstahlwerke hat sich nach dem Produktionsstillstand in Italien und den Produktionskürzungen in Belgien ebenfalls erholt. Die Preise sind demzufolge leicht gestiegen. Nach dem dreiwöchigen Lockdown der südafrikanischen Ferro-Chromproduzenten und der rückläufigen Nachfrage, scheint wieder Normalität einzukehren. Der Ferro-Chrom-Preis für das nächste Quartal wurde jetzt endlich fixiert.
Aluminium
Der Aluminiummarkt ist weiterhin sehr angespannt. Gegenüber dem Vormonat hat sich nichts geändert. Im Primärbereich steht und fällt alles mit der Automobilindustrie. Die großen Aluminiumschmelzwerke für Sekundäraluminium in Oberitalien waren aufgrund von Corona bis vor wenigen Tagen geschlossen. Der Markt für Umschmelzblöcke kam dadurch weitestgehend zum Stillstand. So langsam entwickeln sich im Sekundärbereich wieder Handelsaktivitäten. Die Nachfrage nach Aluminiumschrotten hat leicht angezogen.
Buntmetalle
Trotz einer kurzfristigen Erholung der Kupferkurse scheinen die Markanalysten nicht sehr optimistisch für den weiteren Verlauf der Kurse gestimmt zu sein. Die Kurse bewegen sich aktuell bei US$ 5.150,00/t. Für Optimismus sorgte die wirtschaftliche Erholung der chinesischen Wirtschaft nach der Corona-Krise und deren Import an Kupfer. Als nachhaltig wird das von Experten nicht eingestuft. Noch haben die Hütten ihre Abschläge nicht zurückgenommen, was auf eine gute Bevorratung schließen lässt.